Foto: Palais de la Culture, Tlemcen
Liebe Lesesofa-Freundinnen und -Freunde, danke, dass ihr mir vom alten lesesofa hierher gefolgt seid!
Yasmina Khadra zeigt in „Die Lämmer des Herrn“ (1998) eindrucksvoll, dass politische Haltungen und Handlungen immer persönlich/privat motiviert sind. Schauplatz ist ein Dorf nahe des Tlemcen-Gebirges in Algerien. Hartes Thema schön geschrieben. Mit Interieur:
„Der Cheikh sitzt mit glattrasiertem, gesalbtem Schädel im Schneidersitz auf einer Schilfrohrmatte, vor sich ein winziges Lesepult, darauf ein aufgeschlagenes Buch. In seiner Hand klickert und klackert eine Gebetsschnur, deren Perlen im Takt durch seine Finger gleiten. Hinter ihm befindet sich eine kümmerliche Bibliothek aus wenigen dickleibigen Werken, sonst nichts: weder Stuhl noch Hocker, weder Karaffe noch Krug; nur nackte Wände und in einem Mauerspalt ein dürres Räucherstäbchen, das sich in kaum wahrnehmbaren Duftkringeln verströmt.“
AtV 2004, Seite 91