Literatur (D): Theresa Hannig, Pantopia

Texte über Interiors, Business und Ökologie. Profil und Referenzen
Texts about Interiors, business and ecology. Profile and references

“Dass hier ein anderer Wind wehte als in der biederen IT-Abteilung, war auf den ersten Blick zu erkennen. Der mintgrüne Teppichboden duftete nach Klebstoff, als sei er gerade frisch verlegt worden, und auch die lose verteilten Stehtische und mit geschwungenen Sofas ausgestatteten Besprechungsinseln ließen auf einen ambitionierten Innendesigner schließen.”

Theresa Hannig, Pantopia, Frankfurt 2022, S. 31

Ich habe Theresa Hannigs Roman Pantopia wirklich gern gelesen – zum einen, weil das 463-seitige Buch meiner Meinung nach sehr gut und unterhaltsam geschrieben ist. Dem menschlichen Bedürfnis nach Konflikten und Liebe in Geschichten wird großzügig entsprochen, und es gibt keine ärgerlichen Plotschleifen.

Zum anderen, weil hier endlich einmal wieder eine positive Utopie gewagt wird. Theresa Hannig hat die Themen Künstliche Intelligenz, Klimakrise und Weltwirtschaft, finde ich, gründlich durchdacht. Von solchen Utopien brauchen wir viel, viel mehr, wenn wir das 21. Jahrhundert ideenreich und möglichst erfolgsversprechend angehen möchten.

Es ist nicht immer einfach, das große Bild im Auge zu behalten und Visionen zu entwickeln, ohne dass dir schwindlig wird. Theresa Hannig, Politikwissenschaftlerin, Software-Entwicklerin und Projektmanagerin hat es für uns getan. Wie sorgfältig, das lässt sich unter anderem an ihren Danksagungen an zahlreiche Professor:innen und Doktor:innen am Ende des Buchs ablesen.

Eine prima Grundlage für Diskussionen aller Art, überall.

Literatur (USA): Kim Stanley Robinson, Das Ministerium für die Zukunft

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„Sie schaute sich um. Der Raum war breit, und die hintere Wand bestand aus dem grünlich schwarzen Gneis des Bergs, behauen und poliert wie ein riesiger Halbedelstein. Die niedrige Decke war anscheinend aus weißer Keramik und strahlte ein starkes, diffuses Licht aus. Mary spürte ihr heißes Gesicht und wusste, dass sie einen Sonnenbrand hatte, der ihre Erschöpfung noch verstärkte.“

München 2021, S. 405/406

Laut Barack Obama das wichtigste Buch 2020: Kim Stanley Robinsons Science-Ficition-Roman „Das Ministerium für die Zukunft“ spielt im nahen Jahr 2025 in einer vom Klima bereits sichtlich veränderten Welt. Wie eine Rezension in der FAZ (zu lesen unter buecher.de, hier) bescheinigt, ist die Klimafiktion realistisch und deshalb umso erschreckender.

Wer weiß schon, dass es eine Feuchtkugeltemperatur gibt, die sich aus Temperatur und Luftfeuchtigkeit zusammensetzt und dass in manchen Gegenden der Welt schon bald Werte erreicht sein werden, die kein Mensch überleben kann?

Mit derlei Hitzetoden in Indien beginnt der Roman, der viel Wissenschaftliches und Philosophisches zusammenbringt – und Utopisches. Es ist denkbar, dass sich die Dinge ändern. Das Wissen darüber, wie das gehen kann, ist längst da. Nur wie kommen wir dahin, was muss passieren? Der Erzähler zeigt Mittel und Wege auf, über die gestritten wird. Nicht alles ist legal, vieles klug und schon in der Entwicklung.

Schon der Gedanke, dass die Weltgemeinschaft tatsächlich einen neuen Weg einschlagen kann, tut gut. Sehr, sehr lesenswert!

Literature (USA): Richard Powers, The Overstory/Wurzeln des Lebens

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‘Bigger than my room in college’, Olivia says. ‘And nicer.’

Balanced on another branch just beneath, reachable by rope lander, is a smaller piece of plywood. A rain barrel, collecting jar, and and sealable bucket complete the bathroom. Six feet above them on a higher spur, another platform serves as pantry, kitchen, and den. It’s filled with water, food, tarps, and supplies. A hammock stretches out between two limbs cradles a substantial library, left here by previous sitters.

Richard Powers, The Overstory, London 2018, p. 328

Die szenische Schilderung bezieht sich auf die Wohnung in einem besetzten Mammutbaum.

Ein grandioser Roman über viele schräge, besondere, traurige, stürmische, starke, schwache, hoffnungsvolle, wütende Menschen, über die Geschichte der Bäume und Baumsorten in den USA, über Wälder, über deren Bedrohung und über den Kampf dieser Menschen um deren Rettung.

Manchmal etwas kitschig (finden andere) , manchmal langatmig (finde ich, aber das finde ich fast bei jedem Buch), am Schluss für meine Begriffe  zu verworren, aber: lesen, lesen, lesen! Allein Teil I, Roots, hat mich schon so sehr beglückt wie in den letzten Jahren wenige Bücher zuvor.

Mehr über das Buch auf Deutsch hier , Rezensionen dazu hier und ein englischsprachiges Interview mit Richard Powers im Guardian hier.

Literatur (D): Anke Stelling, Schäfchen im Trockenen

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Diesmal hatte ich einen traumhaften Küchenfußboden erwischt: Dreißiger-Jahre-Holzestrich, dunkelgrün und sehr gut erhalten.

Meine Eltern hatten so ein Sechziger-Jahre-West-PVC gehabt, grau mit grauem Schlierenmuster, dreißig mal dreißig Zentimeter große Platten ­– weshalb das Schlierenmuster ständig die Richtung änderte.

Schäfchen im Trockenen, btb 2020, Seite 7

In „Schäfchen im Trockenen“ von Anke Stelling räumt die Erzählerin Resi auf mit der Utopie der einst jugendbewegten Baby Boomer, dass Geld keine Rolle spielt. Mit viel Leidenschaft für das Schöne macht sie deutlich, wie sehr müheloser Stil an Geld gebunden ist. Preisgekrönt und vieldiskutiert. Super.

Einen Gute-Laune-Tipp habe ich auch noch: Ilona Hartmanns Alltagsbeobachtungen auf Twitter und Instagram (@ilona_hartmann).

Work in Progress: Neues Zusammenleben

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Überall dort, wo Leerstände oder Wohnungskrisen drohen, müssen wir uns vom Denken in Standards lösen. Es gilt, eine neue Offenheit zu entwickeln – für neue hybride Nutzungsformen, experimentelle Wohnmodelle und dynamische Wohnumgebungen.

Oona Horx-Strathern, Zukunftsinstitut, Home Report 2021, Seite 103

Ich habe in den letzten Wochen viel zu neuen Arten des Zusammenlebens, Einzelhandelsprojekten in der Innenstadt und Wohnentwicklungen recherchiert – unter anderem im obigen Report (ein umfassender internationaler Überblick und eine klasse Materialsammlung!)

Gerne entwickle ich eigenständige Themen, auch in Form von Porträts oder regionalisiert. Email: karin.henjes@gmx.de

Literatur (D): Leif Randt, Allegro Pastell

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„Tanja lobte das Interieur des Lokals. Die Wände waren blass mintgrün gestrichen, und an der Decke hing ein Kronleuchter, dessen Material billig erschien. Tanja behauptete, in diesem Lokal eine Art kommunistische Nostalgie zu empfinden, sozusagen stellvertretend, und das Essen war wirklich gut.“ Seite 79

Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2020/2

Etwas ernüchternd, die Liebe in dem Roman Allegro Pastell von Leif Randt. Aber angenehm unaufgeregt. Sehr schön die klare Sprache und die Dialoge.

Das Protokoll einer Liebe und das Lebensgefühl (Konsumprofil) eines jungen Webdesigners aus der hessischen Provinz und einer Schriftstellerin aus Berlin. Anregend.

Hier liest Leif Randt aus dem Buch.

Literatur (USA): George Saunders, Fuchs 8

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Fuchs 8 von George Saunders

“Ich wüsste gerne, was mit oich los is. Wi kann di selbe Sorte Tir, die die wunder schöne Mool geschaffen hat, es schaffen das Fuks 7 so aussa wi er aussa, als ich in das lezze Mal geseen hab?”

München 2019, Luchterhand, 4. Auflage

Der Fuchs ist aktuell ein beliebtes Motiv, als Schmuckstück, Kissendekor, auf Wandteppichen … Gabriela Kaiser von der gleichnamigen Trendagentur zeigt das auch in ihrem neuen Trend Book 2021/22.

Zeitgleich feiert der amerikanische Autor George Saunders mit seinem Buch “Fuchs 8” Erfolge und erfreut die Kritik. Der “Fuks” hat seine ganz eigene Rechtschreibung (die Frank Heibert  ins Deutsche gebracht hat) und hat eine wichtige Botschaft an die Menschen. Lesen.

Übrigens: Mit der Mool ist eine amerikanische Mall gemeint, die der Fuks einmal begeistert besucht hat.

Video (D): Henrike Naumann zur Ausstellung “Innenleben” im HDK

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Video zu Henrike Naumanns Installation “Ruinenwert” im Haus der Kunst.

Bis Ende März fand im Haus der Kunst in München die Ausstellung “Innenleben” statt, mit Kunstwerken internationaler Künstlerinnen und Künstler. Unter anderem sind hier auch Werke von Henrike Naumann zu sehen, die sich mit der nationalsozialistischen Geschichte des Hauses der Kunst auseinandersetzt.

Henrike Naumann (die künstlerisch viel mit Interieurs arbeitet), konnte historische Möbel aus dem Keller des Hauses der Kunst nutzen und hat die Installation “Ruinenwert” aufgebaut, die auch im Video zu sehen ist.

Digital kann man die gesamte Ausstellung “Innenleben” noch bis voraussichtlich Ende Juni 2020 hier besuchen.

 

 

 

 

 

Virtual Exhibition (D): Katharina Grosse kuratiert

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Grosse

Link zur Arte Mediathek (bis 3.7.20): “Katharina Grosse kuratiert”

Die Künstlerin Katharina Grosse ist gerade sehr gefragt. Sie hat Teile der deutschen Vogue 01/20 gestaltet, ist aktuell z. B. im Museum of Fine Arts in Boston im Dialog mit einem Mural von Jackson Pollock ausgestellt und hat für die Arte-Doku-Serie “Künstlerinnen” eine virtuelle Ausstellung kuratiert.

In dem großartigen Format “Künstlerinnen kuratieren” erschaffen zeitgenössische Künstlerinnen wie Katharina Grosse virtuelle Arrangements mit Werken von anderen  Women Artists, die für sie wegweisend sind.

Mir war Katharina Grosses Kollaboration mit der Vogue zu gefällig, aber ich mag  ihren Mut zum Großen. Mir ist es auch sympathisch, dass sie gegen Ende des verlinkten Films die Frage aufwirft, ob sie und ihre Zeitgenossen Kunstkitsch machen. Sie hat auch lange als Professorin gelehrt.

Besonders gefreut hat es mich, dass Katharina Grosse in ihrer virtuellen Ausstellung die australische Künstlerin Emily Kame Kngwarereye zeigt.