Literature (USA): Richard Powers, The Overstory/Wurzeln des Lebens

Texte über Interiors, Business und Ökologie. Profil und Referenzen
Texts about Interiors, business and ecology. Profile and references

‘Bigger than my room in college’, Olivia says. ‘And nicer.’

Balanced on another branch just beneath, reachable by rope lander, is a smaller piece of plywood. A rain barrel, collecting jar, and and sealable bucket complete the bathroom. Six feet above them on a higher spur, another platform serves as pantry, kitchen, and den. It’s filled with water, food, tarps, and supplies. A hammock stretches out between two limbs cradles a substantial library, left here by previous sitters.

Richard Powers, The Overstory, London 2018, p. 328

Die szenische Schilderung bezieht sich auf die Wohnung in einem besetzten Mammutbaum.

Ein grandioser Roman über viele schräge, besondere, traurige, stürmische, starke, schwache, hoffnungsvolle, wütende Menschen, über die Geschichte der Bäume und Baumsorten in den USA, über Wälder, über deren Bedrohung und über den Kampf dieser Menschen um deren Rettung.

Manchmal etwas kitschig (finden andere) , manchmal langatmig (finde ich, aber das finde ich fast bei jedem Buch), am Schluss für meine Begriffe  zu verworren, aber: lesen, lesen, lesen! Allein Teil I, Roots, hat mich schon so sehr beglückt wie in den letzten Jahren wenige Bücher zuvor.

Mehr über das Buch auf Deutsch hier , Rezensionen dazu hier und ein englischsprachiges Interview mit Richard Powers im Guardian hier.

Work in Progress: Neues Zusammenleben

Texte über Interiors, Business und Ökologie. Profil und Referenzen
Texts about Interiors, business and ecology. Profile and references

866-1024

Überall dort, wo Leerstände oder Wohnungskrisen drohen, müssen wir uns vom Denken in Standards lösen. Es gilt, eine neue Offenheit zu entwickeln – für neue hybride Nutzungsformen, experimentelle Wohnmodelle und dynamische Wohnumgebungen.

Oona Horx-Strathern, Zukunftsinstitut, Home Report 2021, Seite 103

Ich habe in den letzten Wochen viel zu neuen Arten des Zusammenlebens, Einzelhandelsprojekten in der Innenstadt und Wohnentwicklungen recherchiert – unter anderem im obigen Report (ein umfassender internationaler Überblick und eine klasse Materialsammlung!)

Gerne entwickle ich eigenständige Themen, auch in Form von Porträts oder regionalisiert. Email: karin.henjes@gmx.de

Literatur (USA): George Saunders, Fuchs 8

Texte über Interiors, Business und Lifestyle. Profil und Referenzen
Texts about Interiors, business and lifestyle. Profile and references

Fuchs 8 von George Saunders

“Ich wüsste gerne, was mit oich los is. Wi kann di selbe Sorte Tir, die die wunder schöne Mool geschaffen hat, es schaffen das Fuks 7 so aussa wi er aussa, als ich in das lezze Mal geseen hab?”

München 2019, Luchterhand, 4. Auflage

Der Fuchs ist aktuell ein beliebtes Motiv, als Schmuckstück, Kissendekor, auf Wandteppichen … Gabriela Kaiser von der gleichnamigen Trendagentur zeigt das auch in ihrem neuen Trend Book 2021/22.

Zeitgleich feiert der amerikanische Autor George Saunders mit seinem Buch “Fuchs 8” Erfolge und erfreut die Kritik. Der “Fuks” hat seine ganz eigene Rechtschreibung (die Frank Heibert  ins Deutsche gebracht hat) und hat eine wichtige Botschaft an die Menschen. Lesen.

Übrigens: Mit der Mool ist eine amerikanische Mall gemeint, die der Fuks einmal begeistert besucht hat.

Video (D): Henrike Naumann zur Ausstellung “Innenleben” im HDK

Texte über Interiors, Business und Lifestyle. Kontakt und Referenzen
Texts about Interiors, business and lifestyle. Contact and references

Video zu Henrike Naumanns Installation “Ruinenwert” im Haus der Kunst.

Bis Ende März fand im Haus der Kunst in München die Ausstellung “Innenleben” statt, mit Kunstwerken internationaler Künstlerinnen und Künstler. Unter anderem sind hier auch Werke von Henrike Naumann zu sehen, die sich mit der nationalsozialistischen Geschichte des Hauses der Kunst auseinandersetzt.

Henrike Naumann (die künstlerisch viel mit Interieurs arbeitet), konnte historische Möbel aus dem Keller des Hauses der Kunst nutzen und hat die Installation “Ruinenwert” aufgebaut, die auch im Video zu sehen ist.

Digital kann man die gesamte Ausstellung “Innenleben” noch bis voraussichtlich Ende Juni 2020 hier besuchen.

 

 

 

 

 

Buchtipp für den Leseurlaub (Deutschland): Olga Grjasnowa, Gott ist nicht schüchtern

800px-Damascus-Ananias_chapel

Das antike Haus des Sankt Ananias im alten Christenviertel von Damaskus, das Foto ist von hier.

„Die Stadt ist inzwischen komplett zerstört: Der Asphalt ist verschwunden, genau wie die Einwohner. […] Zum ersten Mal wird ihm [Hammoudi in deir az-Zour] bewusst, aus wie vielen Tonnen Stein eine Stadt besteht. Die Wände zwischen den Häusern sind herausgeschlagen, damit die Einwohner nicht auf die Straße gehen müssen, sondern sich von Haus zu Haus bewegen können. […] Hammoudi wird von einem Kämpfer angehalten. […] Der Kämpfer trägt dem Jungen auf, Hammoudi zu  begleiten. Hammoudi sagt: „Ich bin hier geboren, ich kenne mich aus.“ Der Junge grinst. „Überall sind Scharfschützen. Du wirst alleine nicht weit kommen.“

Aufbau Verlag, Berlin, 2017/2, S. 187 f

„Das Boot wird mit fünfzig Menschen beladen, obwohl es eigentlich für acht konstruiert worden war.  […] Der Schmuggler zeigt sich unbeeindruckt und hebt mit nachsichtiger Überlegenheit sein Schnellfeuergewehr HK33, deutsches Fabrikat, Heckler & Koch.“

S.260 f

Gottist nicht„Gott ist nicht schüchtern“ von Olga Grjasnowa ist nichts für Leute, die im Urlaub Beschaulichkeit suchen. Eher für solche, die die Zeit nutzen möchten, sich politisch auf einen besseren Stand zu bringen.

In dem Roman werden die Wege eines jungen Syrers (Hammoudi) und einer jungen Syrerin (Amal) vom Frieden in den Krieg und die Flucht nachgezeichnet. Mich hat das Buch vor allem deshalb interessiert, weil Olga Grjasnowas Ehemann aus Syrien stammt und sie die (zerstörte) Lebenswelt von dort sicher gut kennt.

Das Buch ist, finde ich, erstklassig geschrieben –  kurz, in einem guten Tempo, sinnlich, unerschütterlich, nie sentimental.

Das luxuriöse Leben der weiblichen Protagonistin Amal hätte meines Erachtens allerdings nicht gar so ausgeschmückt werden müssen – vor allem deshalb nicht, weil Amal die ideale Identifikationsfigur hätte sein können, anhand der man den Verlust der Selbstverständlichkeit nacherlebt. Schön hätte ich es außerdem gefunden, wenn man die verschiedenen Kriegsparteien in Syrien mit dieser Lektüre hätte nachvollziehen können. Das muss man sich dann aber doch selbst ergoogeln.

Ansonsten sehr berührend, wichtig, erhellend, empfehlenswert.

 

Buchtipp (CHN): Cixin Liu, Die drei Sonnen

Interesse an internationalen Kulturthemen und -texten von Karin Henjes? Profil & Kontakt hier.

b083fe9562de175cbc8d3e

Es gibt bereits einen chinesischen Film zu Three-Body. Hier einer der Haupt-Charaktere, Wang Miao, in seinem (trotz Mac und Datenbrille) Old School-Arbeitszimmer. Das Photo stammt von hier.

„Das All war für mich ein Palast, und der Mensch die einzige kleine Ameise in diesem riesigen Gebäude. Das führte dazu, dass ich das Leben sehr widersprüchlich betrachtete. Einerseits empfand ich es als unendlich kostbar, und ich nahm alles so wichtig. Dann wieder dachte ich, dass der Mensch so winzig und alles völlig bedeutungslos war.“

Professorin Ye Wenjie in „Die drei Sonnen“, München 2017/2, Seite 249.

Die drei Sonnen von Cixin Liu

Mit dem Science Fiction-Roman „Die drei Sonnen“ (in China bereits 2007 erschienen, auf deutsch 2016), dockt der Schriftsteller Cixin Liu an viele Themen an: an chinesische Geschichte und Politik, an das mathematische Dreikörperproblem, an die Existenz außerirdischer Lebensformen, an innere Heimatlosigkeit, an den Kampf zwischen unversehrten und versehrten Zivilisationen etc.

Ich empfand das Buch als sehr anregend, wenn auch nicht ganz so spektakulär wie z. B im „Spiegel“ gepriesen (Obama und Zuckerberg sollen z. B. totale Fans sein). Interessant fand ich die Sichtweise auf unseren Planeten als Paradies, weil wir Erd-Menschen durch konstante Planetenkonstellationen, Jahreszyklen und Wetterphänomene eigentlich so unheimlich sicher sein könnten. Und es dann fast überall auf der Welt eben doch nicht sind. Eine alternative Lesart des chaotischen Planeten als instabile Seelenlandschaft ist ebenfalls möglich – und ebenso überraschend wie die Innensicht in die (erstaunlich komplexen) Figuren in dieser Science Fiction.

Leseprobe

b083fe9562de175cbc8238

Die junge Wissenschaftlerin Ye Wenjie ist vor allem zu Beginn des Romans handlungstragend.

Buchtipp: Klaus Modick, Konzert ohne Dichter

heinrich_vogeler_sommerabend

Das Gemälde „Sommerabend“ (1905; Foto von hier) von Heinrich Vogeler, auf dem Rilke fehlt.

„Er hat dieses Buch ausgeschmückt (…) – ein Formenreichtum, der nach Farben schreit, nach giftigen, süßen, einschmeichelnden aufreizenden Farben. Im Aufbau sind die Blätter zwar organisch, doch der Rhythmus der Flächen formt eine geschlossene, exklusive Welt. Nirgends öffnet sich ein Horizont, nirgends ein Durchblick, nirgends eine neue Perspektive. Nirgends Freiheit. Ein schöner Vorhang, der die Wirklichkeit verbirgt, eine Mauer, die das Leben ausschließt.“

Klaus Modick, Konzert ohne Dichter, Köln 2015/16, S. 155

9783462047417

Und jetzt, anlässlich der vergangenen Kölner Möbelmesse, etwas zum Thema Design und Gestaltung.

Wie ein lauschiger Lese-Spaziergang mutet Klaus Modicks „Konzert ohne Dichter“ (spielt im Juni 1905) über die Beziehung des Gestalters und Künstlers Heinrich Vogeler und des (in diesem Buch als ziemlich fordernd und unsympathisch charakterisierten) Dichters Rainer Maria Rilke an.

In dieser fiktiven Biographie liest man aber auch das Psychogramm eines erfolgreichen Gestalters, der in der Gebrauchskunst zu ersticken droht. Ein paar Jahre später bricht er dann ja auch politisch aus.

Und hier noch eine Sofa-Dreingabe frisch von der Möbelmesse, die zum üppig-sinnlichen Lifestyle von anno dazumal passt: “Cover” von Ligne Roset (Design: Marie-Christine Dorner).cover_1_01

Buchtipp: John Strelecky, Das Café am Rande der Welt

 

cafe-de-flore-cafe-4-cafesDieser thematische Stilbruch muss sein: Das Café de Flore in Paris. Das Foto ist von hier.

Danke, dass Ihr mir vom alten lesesofa hierher gefolgt seid! Mehr zum Thema “bewusst leben” findet ihr hier.

das_cafe_am_rande_der_welt-9783423209694Eigentlich dachte ich, ich hätte genug „Lebe deinen Traum“-Bücher gelesen, doch dieses Buch blieb mir an diversen Orten hart auf den Fersen, und als es dann im Büchertauschregal stand, nahm ich es resigniert mit.

Etwas langatmig und plump formuliert, bis es auf den Punkt kommt, aber trotzdem ein guter Kick in Richtung „Lebe deinen Traum“ (und eigentlich sollte man ja auch so lange immer wieder solche Bücher lesen, bis man ungefähr im Traum angekommen ist). Ein zweites Strelecky-Buch braucht’s dann aber nicht mehr. Interieur:

Verchromte Barhocker mit roten Sitzen waren unter einer langen, schmalen Theke aufgereiht. Unter den vorderen Fenstern gab es eine Reihe von roten Sitznischen … Auf einem hohen Tisch in der Nähe der Tür befand sich eine alte Kasse, und daneben stand ein Kleiderständer aus Holz.

München 2015, dtv, Seite 21f

Buchtipp: Sherman Alexie, “The Absolutely True Diary of a Part-Time Indian”

Sherman-Alexie-014

Das Foto ist von hier.

9783060312634_COVER2D_4C_B300Großherzig, humorvoll, weise: The Absolutely True Diary of a Part-Time Indian (gibt es auch auf Deutsch) von dem indianischen Autor Sherman Alexie handelt von einem Indianerjungen und Außenseiter, der die Hoffnungslosigkeit des Lebens im Spokane-Reservat hinter sich lässt und außerhalb des Reservats zur Schule geht.

Eine Art indianischer „Tschick“, gekrönt mit Cartoons. Hat zu Recht viele Preise bekommen und kam zu mir über ein Bücher-Tauschregal.

Wenig Interieur, aber ab und zu doch:

When I was eight, nine and ten, I slept in my bedroom closet with the door closed. I only stopped doing it because my big sister, Mary, told me that I was just trying to find my way back into my mother’s womb. That ruined the whole closet thing.

Cornelsen 2013, Seite 28